The bitch is dead…

November 30, 2006

casinoroyalesmall.jpgÜber kaum einen Bond-Film ist bereits im Vorfeld so viel schlechtes geschrieben worden, wie über „Casino Royale“. Nun ist der Film endlich in den Kinos und die Presse ist voll des Lobes.

Wieso ist allerdings nicht ganz schlüssig. Klar, Daniel Craig als 007 macht seine Sache gut, aber der Rest… Also, eine logische durchgängige Handlung ist nicht erkennbar. Bond stolpert irgendwie von einer Situation in die nächste und findet scheinbar nur per Zufall heraus, wer der Hauptbösewicht ist. Und die Infos dazu muss er sich beschaffen, indem er bei M zuhause einbricht und deren Passwort knackt. Ein sauberes Briefing bei Auftragserteilung gibt es bei Bond nicht mehr.

Und als er sich dann endlich an die Fersen des Bösewichtes heftet und ihm direkt gegenüber steht wird der Film nochmals einen Schritt langsamer und langweiliger. In einem endlosen Pokerspiel muss Bond gegen Le Chiffre antreten. Hier haben Drehbuchautoren und Regie die Chance verpasst, eine wirklich spannungsgeladene Atmosphäre zwischen Bond und Le Chiffre aufzubauen. Stattdessen erleben wir mit Bond, wie er sich selber wiederbeleben muss. Also bitte, wo ist der Bond, der alles einfach wegsteckt? Ach ja, weil dies ein Prequel-Film ist und wir die nachfolgenden Abenteuer schon kennen, wissen wir, dass Bond dann doch noch härter im Nehmen wird.

Und damit wären wir schon beim nächsten Punkt, der Verwirrung stiftet: „Casino Royale“ zeigt Bonds ersten Einsatz als 00-Agent, spielt aber in unserer Gegenwart. Und M ist immer noch eine Frau und kein Jährchen jünger. Alles klar? Aber eine kontinuierliche Zeitlinie zu verfolgen, war ja noch nie eine Stärke der Bondfilme.

Und die Frauen? Mit der eisgekühlten Vesper Lynd meint es Bond sehr ernst im Film. So ernst, wie er es lange nicht mehr meinen wird mit einer Frau – aber dass wird dann ja erst später erzählt („On Her Majesty’s Secret Service“, 1969). Doch als Bond realisiert, dass sie ihn hintergangen hat, kann Bond alle Gefühle abschalten und meldet seiner Chefin nur, dass die Schlampe tot sei. Dann muss nur noch ein letzter Bösewicht ausgeschaltet werden und Bond stellt sich endlich so vor, wie wir es seit über 40 Jahren kennen und lieben: „Bond, James Bond.“

Auch wenn ich das Kino vor Ende des Abspanns verlassen habe, ist zu befürchten, dass James Bond wiederkehren wird. „James Bond will return“ – aber dann bring bitte eine spannende Story und eine moderne Inszenierung mit, James. Sonst ist muss hier definitiv Endstation sein, um dem Bond-Franchise nicht noch mehr Schaden zu zufügen.

PS. Ich hätte zu gern gesehen, wie der A380-Doppelgänger explodiert wäre.